Florian Albrecht-Schoeck

Teil VI: Kostenfaktor Humanismus
Kostenfaktor Humanismus: Armutszahlen, Flüchtlingszahlen oder Infektionszahlen: Warum sehen viele scheinbar nur Zahlen und nicht die Menschen und Schicksale dahinter?
16. November 2021

Teil VI: Kostenfaktor Humanismus

Ich bin erschrocken
Armutszahlen, Flüchtlingszahlen, Infektionszahlen. Lediglich Zahlen? Ich frage mich zurzeit: Warum sehen so viele Personen scheinbar nur die Zahlen und nicht die Menschen und Schicksale hinter all diesen Begriffen? Ist wegsehen, ignorieren oder neuerdings das Leid ertragen, der zeitgenössische Umgang mit humanitären Katastrophen? Gerne wird auch eingeschrägte Hilfe mit zu hohen Kosten argumentiert. Bedeutet dies, dass Humanismus und Moral mittlerweile als Kostenfaktor gesehen werden?
Echt jetzt, ist es endlich so weit? Ist das der Höhepunkt eines neoliberalen Traumes? Ein Moment, in dem die Existenz eines Menschen ökonomisch und nicht humanistisch bemessen wird und so über seine Relevanz und Wichtigkeit schlußendlich entschieden wird? So nach dem Motto: Menschenwürde natürlich – aber nur wenn es sich rechnet? Dass auch scheinbar das globale Kapital wichtiger als unser aller ökologischer Lebensgrundlage auf diesem Planeten ist, dürfe mittlerweile auch klar geworden sein. Ach so, viele Menschen haben vergessen oder vielleicht nicht gelernt, dass auch Geld eine Erfindung von Menschen ist. Es ist eine von Menschen gemachte Konstruktion, nicht mehr und nicht weniger.

Im Inneren der Kiste
Ich finde, wir sitzen alle in einer sinnbildlich betrachtet zusammen gebastelten Kiste, welche wir Realität nennen. Wir streiten uns im Inneren dieser Box darüber wie es weitergeht. Wir bemerken, dass die Box langsam droht auseinander zufallen. Mal abgesehen von der unfairen Platzverteilung im Inneren, kommt aber niemand mal auf die simple Idee sich die Box von außen anzuschauen. Warum eigentlich? Warum mal nicht einen Schritt heraustreten und das Ganze in Ruhe von Aussen anzuschauen, was wir als Menschheit uns da zusammen gebastelt haben. Seit Anbeginn der Menschheit sind wirklich großartige Dinge erfunden und entwickelt worden. Aber auch Ungerechtigkeit und Leid ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichtsbücher. Warum besitzen wir nicht in einem gemeinschaftlichen humanistischen Kontext ein gemeinsames Interesse daran, uns unsere gemeinsame Realität, anders gesagt unsere gemeinsame Existenz auf diesem Planeten fair und gerecht miteinander im positiven zu gestalten? Empathie statt Egoismus. Es ist doch für alle Menschen genug da. Dies klingt so simpel, scheint aber leider unmöglich zu sein. Aber warum eigentlich?

Wachstum Wachstum Wachstum
Ich finde ja persönlich, man sollte generell mal ein Wirtschaftssystem infrage stellen, welches darauf ausgelegt ist immer neuen Wachstum zu verlangen. Das kann doch nicht ewig so gehen? Aber anstatt mal wenigstens einfach etwas zu hinterfragen, endet die meisten Debatten an einer zeitgenössischen Kostenfrage schlußendlich. Mich bitte nicht falsch verstehen, es geht ja nicht darum das Rad neu zu erfinden, aber man kann doch versuchen Dinge etwas besser und menschlicher zu machen?

Das Beitragsbild
Aber als ich gestern das Foto gemacht habe, was diesen Beitrag bebildert, war ich erschrocken über die Armut, die ich inmitten einer wohlhabenden Gesellschaft sah. Aber mich erschreckte hinzukommend, dass man sich so langsam scheinbar daran gewöhnt hat immer mehr Armut auf der Strasse zu sehen. Ist das nicht traurig wie viel Armut man in den Städten vermehrter sieht, oder geht das nur mir so? Ich weiß, es gibt Menschen, die vertreten den Stadtpunkt, dass Armut selbst verschuldet sei. Wie kann man so etwas behaupten? Aber vielleicht ist das ein logischer Gedanke, wenn eine Gesellschaft immer fokussierter auf Wachstum, Gewinnmaximierung oder irgendwelchen anderen kapitalistischen Grundsätzen aufbaut. Übrigens, so nebenbei: auch Kapitalismus ist eine Entwicklung der Menschheit.

Die traurige Krone
Statt mal grundlegende Dinge zu hinterfragen, keimen überall immer krasser werdende Konflikte in dieser Welt auf. Vielleicht eine Reaktion auf unfaire Verteilung? Vielleicht auch nicht? Aber es wird in meinen Augen auch recht bizarr: Inmitten des reichen Europas, im Wohlstand lebend, vergleichen einige Menschen ein Impfangebot innerhalb einer Pandemie mit einer Diktatur.
Aber die Krone der Unmenschlichkeit kann man aktuell mal wieder an der EU Außen Grenzen beobachten. Es ist ja nicht so, dass nicht alltäglich sich unfassbare Szenen dort vielerorts abspielen, aber der aktuelle traurige Höhepunkt findet im Osten Europas statt. Es ist einfach nur tragisch und traurig, was dort geschieht. Verantwortung? Wer übernimmt Verantwortung und hilft den Menschen? Es sind Menschen wie du und ich.

Ich finde das alles einfach nur noch traurig.

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