Über die Arbeit / About the Work (English Text soon)
Die Bilder dieser Arbeit sind während einer Reise durch die USA im Frühjahr 2023 entstanden. Tausende Kilometer legte ich mit dem Auto zurück. Ich durchquerte viele Bundesstaaten, Orte, Landschaften und Zeitzonen. Aber bei einem Blick auf die Karte, verstand ich schnell, dass ich nur einen kleinen Teil dieses Landes gesehen habe. Ein Land, was für mich, seit meiner Kindheit für Gerechtigkeit, Eigenverantwortung und Freiheit stand. Ein Land, welches maßgeblich Europa und die Welt aus dem Würgegriff der Nazis mit befreite. Sowie ein Land, welches, und nicht ohne Grund, als der Anführer der „Freien Welt“ betitelt wird.
Nun saß ich über Wochen in einem kleinen südkoreanischen Auto und durchquerte mit der Kamera neben mir auf dem Sitz Teile dieses Landes. Von „New“ York fuhr ich über Umwege bis nach „New“ Orleans, im Süden. Für mich stand das „New“ also „Neu“ in den Namen der Städte, immer als Indikator für Aufbruch, Fortschritt und Dynamik. Aber das, was ich auf meiner Reise in großen Teilen sah, hatte leider nicht mehr viel mit Aufbruch, Erneuerung und Fortschritt zu tun, sondern wurde als Indikator für langsamen Zerfall und Armut. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, jedoch bin ich noch heute sehr verunsichert, wenn ich an diese Reise denke. Ich hatte oft Angst, weil ich nicht wusste, wie ich mich verhalten oder bewegen sollte. Ja, ich bin ein sehr sensibler Mensch, der möglicherweise Dinge auch mal überbewertet. Aber die Armut, welche ich in den Zeltstädten unter den Highways sah. Die Armut, welche ungeschminkt vielerorts einen Tag und Nacht auf den Strassen konfrontierte. Die Widersprüchlichkeit in einem Supermarkt rund um die Uhr theoretisch Waffen erwerben zu können, aber im selben Moment nicht eine Flasche Bier, wegen der Kirche und Glauben kaufen zu dürfen, irritiert mich bis heute. Warum kann man theoretisch Waffen kaufen, aber keine geschlossene Flasche Bier, welche ich am Abend trinken möchte?
Natürlich muss ich immer berücksichtigen, dass ich die Welt durch eine sehr europäische Wahrnehmung interpretiere. Aber auch die oftmals sichtbare Unterteilung von Arm und Reich oder Hautfarben in vielen Stadtteilen und Gegenden war für mich erschütternd.
Diese Gegensätze von Angst, Armut und Wut zu Freundlichkeit, Interesse und Höflichkeit haben mich sehr stark verunsichert. Ich begegnete unfassbar, herzlichen und offenen Menschen und gleichermaßen weltfremden und verschlossen. Für mich war vieles einfach nur in extremen dort wahrzunehmen: extrem Arm oder extrem Reich, extrem liberal oder ebenso konservativ, extrem weltoffen oder extrem verschlossen, extrem modern oder extrem antiquiert.
Für mich ist es zugegebenermaßen bis heute schwer, meine Gefühle und Erlebnisse zu reflektieren, weil ich ein Land sah, welches nicht zu dem Bild passt, welches ich von klein auf besaß. Die Sicherheit, welche ich dort vermutete, habe ich leider nicht gefunden. Mit meiner Kamera versuchte ich einzufangen, was ich wahrnehme. Mein erstes Foto machte ich aus dem Auto heraus, durch die sichtlich verschmutzte Scheibe des Autos. Dieses „einrahmen“ meiner Eindrücke, gab mir ein wenig Sicherheit und Distanz.
Den Satz: „That’s life?“, hörte ich oft als Frage oder Aussage, während dieser Reise. Ich kann nur dazu sagen: Ich weiß es nicht.
Box Edition
Bilder der Arbeit „That´s Life“.
Florian Albrecht-Schoeck
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63067 Offenbach am Main
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